Der Preis des Fördervereins DFHI erhält das Etikett „Helmut Schmidt – Valéry Giscard d’Estaing“
von Professor Rainer Reisel
Am 15. September 1978 wurde in Aachen im Rahmen der Deutsch-Französischen Gipfelkonsultationen durch den französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing und den deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt das Abkommen über die Errichtung des Deutsch-Französischen Hochschulinstituts für Technik und Wirtschaft (DFHI) unterzeichnet. Zum ersten Mal wurde damit auf Hochschulebene eine Vereinbarung getroffen, die deutschen und französischen Studenten im Rahmen eines gemeinsamen Studienganges den Erwerb von zwei nationalen Diplomen ermöglichte, um sie für eine berufliche Tätigkeit in beiden Ländern zu qualifizieren. Das Institut wurde an der Université Paul Verlaine (heute Université de Lorraine) in Metz und an der htw saar angesiedelt.
Im November 2018 wurde in Metz das 40-jährige Bestehen des Instituts feierlich begangen. Im Vorfeld des Jubiläums haben Frau Barbara Beyersdörfer und ich uns Gedanken gemacht, dem Institut ein zusätzliches Symbol der bisher erfolgreichen Zusammenarbeit im deutsch-französischen Hochschulbereich zu verleihen. Als Symbole gibt es bereits die Verwendung der Farben Schwarz-Gelb. Es sind die Farben Karls des Großen und der Stadt Aachen, dem Ort der Gründung, mit denen das Institut mit allen Schriftstücken nach Außen in Erscheinung tritt. Als Ausdruck der engen Zusammenarbeit gibt es das Label mit dem französischen Hahn und dem deutschen Adler mit den Nationalfarben, die beide in die gleiche Richtung und damit in die Zukunft blicken. Ein Ergebnis unserer beiden Überlegungen war schnell gefunden. Der Preis des Fördervereins DFHI müsste ein ausdrucksstarkes Etikett erhalten, und zwar Förderpreis Helmut Schmidt-Valéry Giscard d’Estaing, also die Namen der beiden Gründer, die somit symbolisch mit dem Institut verbunden bleiben.
Danach ergab sich die Frage nach der Umsetzung der Idee, das heißt das Einverständnis der beiden Persönlichkeiten zu erhalten, ihre Namen verwenden zu dürfen. Helmut Schmidt war leider 2015 verstorben. Wir wussten, dass eine Stiftung Bundeskanzler Helmut Schmidt gegründet war, an die wir uns mit einem langen Brief wandten. Nach einigen Schwierigkeiten, der Brief ging wegen der noch nicht abgeschlossenen Gründung verloren, bekamen wir eine spontane Zusage. Für das gleiche Prozedere half uns der frühere Schatzmeister des Fördervereins und Mitglied des Vorstandes, Herr Walter Glößner, der einen Brief an die Fondation Valéry Giscard d’Estaing verfasste. Hier gab es ähnliche Schwierigkeiten, bis der Brief im Büro des französischen Ex-Präsidenten in Paris ankam. Eine positive Antwort auf unsere Bitte folgte Mitte Februar 2019 unverzüglich.
Helmut Schmidt wäre am 23. Dezember 2018 100 Jahre alt geworden. Von Seiten der Stiftung Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde das Ereignis im Februar 2019 feierlich in der Hamburger Elbphilharmonie begangen und die Persönlichkeit des Ex-Kanzlers, auch durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, gewürdigt. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkfeier von der Bundeswehr Big Band, die von Helmut Schmidt als Verteidigungsminister gegründet wurde.
Helmut Schmidt war ein bedeutender Staatsmann in stürmischen Zeiten, als Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit mit der herausragenden Journalistin Gräfin Dönhoff, auch ein exzellenter Journalist und Verfasser zahlreicher Bücher. Auch als Musiker machte er sich einen Namen. Er gab Klavierkonzerte mit dem bekannten Dirigenten Justus Frantz und spielte Werke von Bach und Mozart auf CDs ein. Nicht zu vergessen: Helmut Schmidt war ein Verfechter für die Errichtung der Bundeswehruniversitäten in München und in Hamburg. Die Begründung: Offizier ist ein akademischer Beruf! Die Universität in Hamburg trägt heute seinen Namen.
Auf der Veranstaltung besonders hervorgehoben wurde das freundschaftliche Verhältnis mit dem französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing und ihr gemeinsames Engagement für die deutsch-französische Aussöhnung und für die Idee eines vereinten Europa. Beide sind die Gründer von G7 und mit der Schaffung des ECU als europäische Verrechnungseinheit gelten sie als Vordenker des Euro. Die Einführung des Euro 2002 in 19 Staaten, als Stabilitäts- und Friedenswährung erdacht, hat aber nicht überall eine einigende Wirkung erzielt.
Was bedeuten nun für uns die beiden Namen für den Preis des Fördervereins? Sie verpflichten die zukünftigen Preisträger zu einer überdurchschnittlichen wissenschaftlichen Qualität der zu beurteilenden Arbeit und ein engagiertes Eintreten für die europäische Idee. Wir würden uns freuen, wenn sich die gewünschten Ansprüche erfüllen.
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