„Ihr seid das Europa von morgen“
Vom Zahnarzt zum Politiker – in kürzeren Worten lässt sich der Weg von Christophe Arend nicht beschreiben. Der gelernte Dentalchirurg aus Petite-Rosselle im französischen Grenzgebiet ist seit 2014 in der Politik tätig und seit 2017 Abgeordneter des 6. Wahlkreises der Mosel in der Nationalversammlung. Spezialisiert hat er sich dabei auf die deutsch-französischen Beziehungen: Er ist Vorsitzender der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung sowie der Deutsch-Französischen Freundschaftsgruppe, zudem ist er Mitglied des Ausschusses für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Am 3. Juni war Christophe Arend zu Gast in dem von Frau Tonnelier geleiteten Französisch-Kurs am Campus Alt-Saarbrücken.
Pünktlich um 14 Uhr begann das Treffen, das aufgrund der Covid-19-Pandemie virtuell per Videokonferenz stattfand. Nach einer kurzen Vorstellung der Anwesenden, die zum Zeitpunkt des Treffens in ganz Deutschland und Frankreich verteilt waren, folgte zunächst eine Willkommensrede des DFHI-Präsidenten Dr. Thomas Bousonville, in der er unter anderem auf die Wichtigkeit der deutsch-französischen Beziehungen für Europa einging. Als „Brückenbauer“ seien alle DFHI-Studierenden in der Lage, Europa gemeinsam voranzubringen – vor allem in Krisenzeiten. Christophe Arend bestätigte dies und fügte hinzu: „Heute seid ihr alle Missionäre. Ihr könnt dabei helfen, die durch Corona geschädigten deutsch-französischen Beziehungen wieder aufzubauen und gegen die unsichtbare Gefahr für Europa vorzugehen“.
Im Rahmen der anschließenden Fragerunde hatten die Studierenden die Möglichkeit, mit dem Abgeordneten der Partei „La République en Marche!“ (LREM) zu sprechen und Fragen zu stellen, die sie vorher im Unterricht vorbereitet hatten. Ein Thema, das sich dabei natürlich nicht vermeiden ließ, war die Corona-Krise. Wie viele andere Menschen arbeitet der Politiker momentan im Home-Office. „Ich tausche mich virtuell mit meinen Kollegen aus, verbringe viel Zeit in Videokonferenzen und muss gleichzeitig noch die Sitzung der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung vorbereiten. Viel Zeit für Langeweile bleibt da nicht“, berichtet er.
Auch die im Frühjahr vorgenommenen Grenzschließungen als Folge der Pandemie wurden diskutiert. Christophe Arend spricht sich klar dagegen aus: „Die Grenzschließungen waren lediglich eine Panikreaktion aus Angst vor einer Ausbreitung des Virus. Für die Grenzregionen allerdings haben sie haben enorme negative Konsequenzen. Die Nachteile der Schließungen überwiegen die Vorteile deutlich.“ Seit der Grenzschließungen sei der gegenseitige Respekt gegenüber den Nachbarn stark gesunken, es komme immer öfter zu Beleidigungen und aggressivem Verhalten. Für unser geeintes Europa bedeute dies einen Rückschritt. Trotzdem sieht der Abgeordnete in der Krise auch eine Chance, um die europäische Souveränität zu stärken: „Strategische Projekte innerhalb der EU-Mitgliedstaaten können den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Ländern stärken, um für ähnliche Situationen optimal vorbereitet zu sein“.
Auf die Frage, wie die EU im Jahr 2030 aussehen wird, antwortet Arend bestimmt: „Ihr seid die EU 2030! Alle Mitgliedsstaaten Europas müssen versuchen, europäisch relevante Problembereiche wie eine nachhaltige Entwicklung gemeinsam zu fördern. Sie müssen es schaffen, mit einer Stimme zu sprechen. Und ihr spielt dabei eine ganz besondere Rolle, denn ihr seid das Europa von morgen“.