Richtung Asien – EIN SOMMER AUßERHALB EUROPAS
Die langen und heißen Sommertage liegen bereits hinter uns; der Sommer scheint immer zu kurz zu sein. Und doch haben einige Studierende und Mitarbeitende diese Zeit genutzt, um ins Ausland zu reisen, z. B. um ein Praktikum zu machen oder ein Projekt durchzuführen. Wer sind sie, was haben sie getan und was motiviert sie? Im Folgenden lesen Sie ihre Erfahrungsberichte.
„Ich heiße Marika Vallier und habe gerade meinen Bachelor am DFHI in Betriebswirtschaft abgeschlossen. Am Ende unseres dritten Jahres hatten wir eine Praktikumsmöglichkeit, und da ich deutsch-französin bin, hatte ich die Möglichkeit Chinesisch zu lernen. Es war eine ziemlich lustige und äußerst bereichernde Erfahrung. Das hat mich dazu gebracht, etwas internationaler zu machen.
Ich hatte die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Ich dachte, dass es sinnvoll wäre, in ein Land zu gehen, wo Chinesisch gesprochen wird, damit ich meine Sprachkenntnisse ausbauen kann. Ich wurde dann in Singapur angenommen. Mein Ehrgeiz war, ein Praktikum in einem Land absolvieren zu können, in dem ich meine Chinesisch-Kenntnisse verbessern konnte.
Ich habe mein Praktikum in einem sozialen Start-up gemacht, was eine Menge an Herausforderungen für den Anfang bedeutete. Ich wollte unbedingt in einem Bereich arbeiten, der Sinn macht. Ich wollte etwas erfüllendes und motivierendes machen. In Singapur gibt sehr reiche, aber auch sehr arme Menschen, die es sich nicht leisten können, in dieser extrem reichen Welt, um sie herum zu leben. Und so haben Eltern zum Beispiel kein Geld, um ihre Kinder zu Aktivitäten zu schicken, die außerhalb der Schule stattfinden. So bietet das Start-up für 10 Dollar pro Monat eine Wochenendbetreuung für Kinder an, damit sie neue Aktivitäten ausprobieren können.
Dort war ich eher Community Manager. Ich musste mit der Gemeinde in Kontakt bleiben: Ich sagte ihnen, wo die Termine waren, ich führte die Anwesenheitslisten, ich rief die Eltern an, wenn die Kinder nicht da waren oder wenn sie nicht nach der Aktivität nicht abgeholt wurden. Am Anfang kümmerte ich mich auch um die soziale Netzwerke. Es war interessant.
Ich habe andere Arbeitsmethoden kennengelernt und hatte viele Verantwortlichkeiten auf einmal. Ein Aspekt, der für mich ein wenig beunruhigend war, war die Autorität, die ausgeprägte Hierarchie. Auch die Einschränkung der Redefreiheit war ungewohnt. Zudem gibt es in Singapur praktisch keine Arbeitnehmerrechte. Meine Arbeitszeiten nahmen oft mein Privatleben ein.
Singapur ist ein Stadtland. Überall sieht man Wolkenkratzer, die Menschen leben dicht gedrängt, sie bauen ins Meer, um Platz zu gewinnen. Sobald man den Kopf hebt, sieht man Wolkenkratzer. Es kann bedrückend sein. Die Menschen sind sehr von ihrer Arbeit eingespannt. Es nähert sich der chinesischen Kultur an: Um einen Verdienst zu haben, muss man immer mehr arbeiten, also unbezahlte Überstunden machen und vor allem die Hierarchie einhalten, was für mich ein kleiner Kulturschock war.
Ob ich das wieder machen würde? Auf jeden Fall! Ich würde es wieder tun. Es war wirklich intensiv, aber es hat mir viel gebracht.“
„Loïc Gerbeaux: Ich bin ein Franzose, der abwechselnd in Kanada und Frankreich aufgewachsen ist, ebenso wie die Vereinigten Staaten. Ich bin begeistert von Pädagogik, Tanz und Musik. Ich spiele Schlagzeug und andere Instrumente.
Ich habe ein Swing-Lehrprojekt in Partnerschaft mit einer „charity school“, eine Schule, die die Bildung benachteiligter Kinder durch Patenschaften finanziert. In Nepal müssen Familien das Schulgeld ihrer Kinder selbst bezahlen, ansonsten erhalten die Kinder leider keine Ausbildung. Ich arbeitete mehrere Sommer dort als freiwilliger Englischlehrer. Letztes Jahr bin ich mit der Idee zurückgekehrt, den nepalesischen Kindern Swing beizubringen. Es ist ein fröhlicher Tanz, den sie entdecken sollten. Es ist ein erschwinglicher Tanz für alle und daher sehr demokratisch.
Vor fünfzehn Jahren habe ich mich in dieses Land verliebt. Das erste Mal, dass ich in Nepal war, war es ein einfachen Touristenausflug. Während dieser Reise traf ich den Präsidenten des französisch-nepalesischen Vereins Toit: Er suchte nach freiwilligen Lehrern. Mit einem Freund haben wir beschlossen, ihnen zu helfen und wir haben ein paar Jahre Unterricht gegeben.
Nepal ist ein magisches Land. Dort werden wir in eine andere Kultur versetzt und haben den Eindruck, 500 Jahre in die Vergangenheit zurück zu kehren, was uns komplett verwirrt. Wir stellten insbesondere fest, dass die Religion immer noch sehr präsent ist. Da das Land ziemlich arm ist und die Elektrizität knapp ist, benutzen sie Kerzen in der Dunkelheit. Die Stadt ist voller Lieder und Musik. In Bhaktapur, wo ich war, etwa zwanzig Kilometer von der Hauptstadt (Kathmandu) entfernt, fühlt man sich friedlich und entspannt.
Der Kontakt mit den nepalesischen Kindern war sehr bereichernd und motivierend. Wir erhielten einen sehr herzlichen Empfang. In Europa schätzen wir nicht immer, was für ein Glück wir haben. Nepalesische Kinder sind glücklich und motiviert durch zu lernen. Sie sind sich bewusst, dass Bildung ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen kann. Es hat uns den Wert von Bildung erst so richtig bewusst gemacht. Es war sehr berührend. Wenn man zu dem Abenteuer bereit ist, öffnen sich neue Türen für spannende Begegnungen und Austausch, wodurch neue Ideen entstehen.
In diesem Jahr werden wir einen gemeinsamen Tanz mit dem DFHI Swing-Club und den nepalesischen Kindern erfinden. Die Idee ist, die Videos von den tanzenden Studierenden und den nepalesischen Kindern parallel einzustellen.“
https://www.youtube.com/embed/M2grmqiDpe4
Das DFHI öffnet nicht nur Türen nach Frankreich und Deutschland, sondern ermöglicht eine echte Öffnung auf die Welt, sei es in der Saar-Lor-Lux-Region oder über die Grenzen unseres Kontinents hinaus.
Wir danken Marika Vallier und Loïc Gerbeaux, dass sie ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben.